30 Jahre ohne maßgebliche Fortschritte
Wir sind Menschen mit unterschiedlichem professionellen Hintergrund (Verkehrsplanung, Verkehrsökonomie, Tunnelbau, Geotechnik, Verkehrswende, Naturschutz, Freiraumplanung, Projektkalkulation) und allen Altersgruppen, die sich Gedanken über die Mobilitätszukunft in Salzburg machen. Mit Sorge beobachten wir die politischen Entscheidungen zur Lösung der Verkehrsproblematik. Die Initiative Stopp U-Bahn setzt sich für ein öffentliches Gesamtverkehrskonzept (das letzte stammt aus den 70er Jahren!) für Salzburg ein, das nicht nur eine Nord-Süd-Verbindung schafft, sondern u.a. auch Gemeinden im Osten und Westen der Region miteinbezieht.
In diesem Sinne sprechen wir uns klar gegen den Bau der geplanten U-Bahn-Strecke und die Weiterführung bis nach Hallein aus, denn dieses Projekt ist in der Stadt Salzburg für 158.000 Einwohner und 75.000 Pendler:innen zu ineffizient, nicht ökologisch im Bau, unzeitgemäß, unwirtschaftlich und vor allem viel zu teuer – für die Umlandgemeinden bedeutet S-Link keine Verbesserung des Viertelstundentakts.
Deshalb sagen wir STOPP zur U-Bahn in Salzburg und fordern eine Strategische Umweltprüfung (SUP) mit Einbezug von oberirdisch geführten Alternativen.
Hintergrund
In den letzten 30 Jahren wurden mehrere Milliarden Euro in Straßeninfrastruktur (6-spuriger Ausbau Stadtautobahn, zahlreiche Umfahrungen, Straßenerweiterungen, zusätzliche Autoparkplätze uvm.) als auch in den Öffentlichen Verkehr (Tieferlegung SLB Bahnhof, Navis S-Bahn System mit zahlreichen Bahnhöfen, Neubau Hauptbahnhof, Bahngleise SLB, neue Obusse u.v.m.) investiert.
Die Ergebnisse daraus sind sehr bescheiden.
Beispielgebend für die Fehlentwicklung der Salzburger Verkehrspolitik dient die Grafik der Verkehrsmittelanteile von Herry aus dem Grundlagenbericht REK (Räumliches Entwicklungskonzept) 2021 der Stadt Salzburg, für 1995 bis 2018.
Die Verschiebungen hin zum vorwiegend Autoverkehr (MIV, motorisierter Individualverkehr) sind zwar seit 2004 abgeflacht, jedoch eine Trendumkehr – mit Ausnahme des Radverkehrs – hin zu nachhaltigen Mobilitätsformen, wie öffentlicher Verkehr und Zufußgehen ist nicht ersichtlich.
Trotz der enormen Ausgaben gab es keine Mobilitätssteigerung (keine Zeiteinsparung) im Gesamtsystem und das Verkehrssystem wurde trotz – oder gerade wegen dieser enormen Investitionen kein bisschen ökologischer und nachhaltiger.
Die Entwicklung wird unserer Meinung nach verursacht durch:
- Auswahl falscher Expert:innen
- Setzen völlig falscher Prioritäten
- Umsetzung großteils unwirksamer Maßnahmen
- Äußerst ineffizienten Einsatz von Budgetmitteln
- Breite Visionslosigkeit zu guter und nachhaltiger Mobilität
- Mutloses gesellschaftspolitisches Vorgehen
Stopp!
Eine reflektierte Gesellschaft könnte hier Stopp sagen und eingestehen, dass Verkehrsentscheidungen der Vergangenheit falsch waren und für die Mobilität und Ökologie kaum etwas gebracht haben. Wieder wird jedoch versucht – wie schon seit 30 Jahren, durch Großbauprojekte die Verkehrswende einzuleiten. Tunnel, deren Öko-, Klima- und CO₂-Bilanz im Bau so groß sind, dass sie sich in den nächsten 100 Jahren nicht amortisieren, sind eine völlig unpassende Antwort auf die ökologische Krise. Im Gegenteil: Aufwändige Tunnel verschärfen die ökologische Situation noch maßgeblich und sind Teil des Problems.
Unglaubwürdigkeit
Annähernd gleichzeitig zum Beschluss „S-Link“ im Juli 2022 wurden die Stadtbusse auf Sommerbetrieb umgestellt. In der Zeit, wo die Stadt vor Menschen übergeht, wird der bestehende öffentliche Verkehr ausgedünnt (weil Geld fehlt) und dafür eine Verlängerung der Lokalbahn für € 200 Millionen auf ca. 850 m beschlossen. Wie soll man den Entscheidungsträger:innen abkaufen, dass es ihnen wirklich um nachhaltige Mobilität geht?
Und nicht zuletzt fragen wir die Verantwortlichen, warum demagogisch behauptet wird: …“wenn wir jetzt nicht unterirdisch bauen, wird gar nicht gebaut …“ Wer entscheidet das? Nur und ausschließlich die Politik.
Wer übernimmt die Verantwortung, wenn der unterirdische S-LINK für die nächsten 20 Jahre am Mirabellplatz endet oder wenn die Gesamtkosten, wie bei anderen Tunnelprojekten oder wie seinerzeit bei der Tieferlegung der Lokalbahn – Südtiroler Platz, explodieren?
Wilfried Rogler | Gottfried Mayer | Hadwig Soyoye-Rothschädl | Hannes Augustin | Theresa Taudes
Für die Initiative Stopp U-Bahn